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Untertorturm

Von König Rudolf von Habsburg erwirkte Graf Gerhard IV. von Diez im Jahre 1281 die Stadtrechte für Camberg. In der zweiten Hälfte des 14. Jh. wurde die neue Stadt mit einer Mauer und 13 Türmen befestigt. Die beiden Ein- und Ausgänge, das Untertor und Obertor, wurden besonders befestigt und mit schweren Toren versehen. Der Handelsverkehr lief in der Regel von der Hohen Straße (heute Bundesautobahn 3) in die Stadt. Der Blick von der Anhöhe aus auf das kleine Städtchen muss eindrucksvoll gewesen sein. So schrieb ein Reisender um 1786: „Die kleine Stadt macht mit ihren alten hohen Mauern und Türmen von Ferne viel Parade“.

Am Untertor wurde zur Sicherung eine großzügige Zwingeranlage erbaut. Nach dem Anstieg (heute B8) mussten die Fuhrwerke einen Schlagbaum passieren und Zoll zahlen. Dann erst gelangten sie durch das erste Tor, das mit zwei kleineren Ecktürmen flankiert war, in den Zwinger. Dieser diente als Schutz vor Angriffen und der Abfertigung von Personen und Gütern. Es folgte der Durchgang des zweiten Rundbogentors am Hauptturm. Hatte man dies durchfahren, war man in der Stadt angekommen. Mit einer Neigung von 1,44 m steht derTurm dicht an der Stadtmauer. Die sich an den Turm und die Stadtmauer lehnenden Fachwerkhäuser der Kirchgasse wurden in der Mitte des 18. Jh. erbaut. Vermutlich geriet der Turm schon zur Bauzeit 1394 in Schieflage. Von der Befestigungsanlage ist heute nur noch der Hauptturm erhalten. Das Zeltdach des Turmes wurde in den letzten Kriegstagen 1945 in Brand geschossen.

2001 wurde der Turm saniert und mit einem neuen Dach versehen. Der neue Turmhelm ruht auf einer Stahlkonstruktion, die auf dem Mauerwerk der Türmerstube verankert ist. Die Öffnung des Turms in etwa halber Höhe war der Durchgang zum Wehrgang auf dem Stadttor. Von dort aus ist der Turm heute von außen zugänglich und kann zu besonderen Anlässen besichtigt werden.

Text: Manfred Kunz